In Leipzig lebten 1925 etwa 13 000 Bürger mit jüdischen Wurzeln. Bereits im Oktober 1938 deportierte Leipzig als erste deutsche Stadt 5000 Juden an die polnische Grenze. Im Mai 1945 lebten noch 14 Juden in Leipzig.
Hintergrund für die Lichtinstallation ist der Gedanke einer Sichtbarmachung ehemaliger Präsens jüdischer Religion und jüdischen Lebens in Leipzig.
Wir sind die dritte Generation nach dem Krieg und haben das jüdische Leben in Leipzig nicht mehr erlebt. Wir haben keine wirkliche Erinnerung an die Präsenz Leipziger Juden. Dabei haben sie seinerzeit einen bemerkenswerten Beitrag zum geistig-kulturellen Leben und zu Leipzigs Bedeutung als Handelszentrum geleistet. Sie waren als angeeshene Bürgerinnen und Bürger eingebunden in unsere Stadtgesellschaft.
Von iherer einstigen Präsenz ist nur noch wenig im Stadtbild erkennbar.
Der Zugang zu unserer eigenen Geschichte ist so erschwert, daß es eines intensiven persönlichen Suchens bedarf, um mit der Vergangenheit Kontakt aufzunehmen.
Die Deutschen sind erstarrt angesichts der Verantwortung, der Opfer – Täter – Dynamik. Hinter den vielen Zeichen der Mahnung hat ein Aufbrechen von wirklichem Gefühl und Mitgefühl kaum stattgefunden. Es gibt eine blinde Stelle im öffentlichen Bewusstsein, Spiegel eigener Vergangenheitsblindheit.
Mit der Vernichtung der Juden haben wir unserer Kultur eines wesentlichen Teils beraubt. Es wurde etwas abgetrennt, was nach eigenem Empfinden zusammen gehört.
Die Zeit scheint reif, den Verlust zu benennen und im Gefühl zuzulassen. Was uns als jüngerer Generation bleibt, ist selber suchen nach dem, was wir unbewusst vermissen. Heute können und müssen wir hinschauen, und ohne eigene Abtrennung mit Verstand und Gefühl erfassen, was damals geschehen ist. Nur so können wir versuchen, einen Zugang zur eigenen Geschichte zu finden.
Auf dem Weg zu den Orten ehemaliger Synagogen und Bethäuser begegneten mir Menschen, die spontan ihre Erinnerungen an Leipziger Juden erzählten. Der Gesprächsbedarf, ausgelöst an den Orten ehemaliger Synagogen, die durch nichts als solche erkennbar sind, bestätigte die Dringlichkeit des Themas.
Ich möchte durch die Sichtbarmachung von den ehemals ins Stadtbild gehörenden Synagogen die Aufmerksamkeit der Leipziger auf den stattgefundenen Verlust lenken.
Mit dieser Intension hoffe ich, dass die Installation einen Impuls setzt, der Erinnerungen weckt, Gespräche ermöglicht und innere Auseinandersetzung fördert.
Leipzig, Frühjahr 2002 / Sommer 2023
Vom 25. Juni – 17. Juli 2023 werden in Leipzig wieder 14 Orte ehemaliger Synagogen und Betstuben mit einer Lichtinstallation markiert.
Die Installation erinnert in ihrer Ausführung symbolisch an Schriftrollen
Standorte
Die Installation wurde 2002 zu keinem Zeitpunkt beschädigt.
Im Rahmen der Ausstellung „Jüdisches Leben in Sachsen“ zur Jüdischen Woche 2003, wurde die Installation in den Räumen der Dresdner Bank in Leipzig dokumentiert.
Dank des Engagements und der Kooperation mit der Jüdisch-Christlichen Arbeitsgemeinschaft kann die Installation ab 2023 wieder gezeigt werden.
Kooperationen und Förderungen 2023
Jüdisch-Christliche Arbeitsgemeinschaft / Ariowitsch-Haus / Kulturamt Leipzig